Magisches Montenegro – 5 Tage Endurowandern

endlose Landschaften (bei Zabljak)
kurze Pause in den Bergen Serbiens

Nun ist es Zeit für die zweite größere Tour mit der Suzi in diesem Jahr. Nach der super Tour in die Pyrenäen habe ich Lust auf mehr und möchte den Herbstbeginn nochmal für eine ähnliche Tour nutzen. Ich habe etwa 11 Tage Zeit dafür. Ich erinnere mich an die letzte Tour vor zwei Jahren, die mich nach Montenegro und Albanien führte. Dort gibt es noch viel zu entdecken und diesmal bin ich etwas besser vorbereitet.
Mit Auto und Anhänger ist das Ziel entspannt zu erreichen und ich kann mehr Klamotten und Werkzeug etc. mitnehmen. Mein Kombi bietet mir unterwegs auch eine bequeme und sehr flexible Übernachtung bei der Anreise. Ich entschließe mich für die etwas längere Strecke “hintenrum” über Ungarn und Serbien, weil ich Serbien noch nicht kenne und mal wieder etwas Neues kennenlernen möchte. Bis Wien finde ich auch leicht zwei nette Mitfahrer, so daß die Zeit wie im Fluge vergeht. Meine Route folgt von Wien weiter der Donau nach Budapest und Novi Sad. Am ersten Tag der Anreise schaffe ich es bis etwa nach Belgrad, wo ich auf einem Rastplatz an der Autobahn übernachte. Hier gibt es ein Mac Donalds, wo ich mein Frühstück mit Kreditkarte zahlen kann und auch kostenloses Wifi habe. Kurz hinter Belgrad verlasse ich die Autobahn sowie die Donau und es geht weiter über die gar nicht so schlechten Landstrassen. Ich fahre eine sehr schöne Stecke durch die serbischen Berge über Pozega und Uzice. Am späten Nachmittag erreiche ich mein Basislager in Kolasin/Montenegro. In der Privatunterkunft war ich schon vor zwei Jahren. Ich kann Auto und Anhänger wieder im Garten parken und auch für die nächsten Tage dort stehen lassen, wenn ich unterwegs bin.

interessante Felsformationen

Tag 1

Von Kolasin aus will ich in die von mir geplante Mountainbikerunde einsteigen. Was mit dem Mountainbike geht, sollte auch mit der kleinen Enduro machbar sein, sofern es keine Tragestrecken dabei gibt. Mal sehen… Nach dem Packen der Klamotten aufs Motorrad und in den Rucksack komme ich gegen 10 Uhr endlich los. Zunächst geht es über eine ziemlich verdreckte und schlechte Strasse Richtung Süden. Die Natur ist total verschandelt mit einer gigantischen Baustelle. Hier baut eine chinesische Baufirma eine neue Strasse samt Brücken. Überall wimmelt es von chinesischen Arbeitern und Baumaschinen. Es ist ein Projekt der “Neuen Seidenstrasse”, 2019 soll hier die 195 Meter hohe Moracica Brücke fertiggestellt werden. Völlig unklar allerdings ist, ob überhaupt jemand die Brücke und die dazugehörige Autobahn braucht und nutzt. Die Autobahn von der Hafenstadt Bar Richtung Serbien führt nämlich quer durch kaum bewohntes Bergland. Und Serbien hat es nicht eilig, auf seiner Seite einen Anschluss bereitzustellen. Gut möglich, dass sich die Investition als teurer Flop erweist. So wird aus der vermeintlichen Großzügigkeit schnell eine Schuldenfalle.

Beim ersten Fotostop nach ca 30 km fällt mir auf, das hinten am Motorrad irgendwas anders aussieht. Hmm, war da nicht mal ein Kennzeichen dran? Die komplette selbstgebaute Halterung samt Rückstrahler ist weg, shit. Das wird zuhause wieder viel Arbeit. Ich fahre nochmal zurück in der Hoffnung, das Teil irgendwo zu finden. Fehlanzeige. Bei der Polizei in Kolasin bekomme ich ein schönes Schreiben, dass ich es offiziell verloren habe und wohl so weiterfahren darf. Also gut, zweiter Versuch, zum kleinen Bergsee direkt an der albanischen Grenze zu gelangen.

Rikavacko Jezero

Nochmal durch die dreckige Baustelle, aber dann wird es echt schön, als es durch einen Wald rauf in die Berge des Komovi Gebirges geht. Vorbei am Katun Mokra über eine steinige Piste einen Pass rauf und steil wieder runter. Dann sieht man schon den See, wow. Ich verbringe hier ein wenig Zeit und geniesse aus mehreren Perspektiven. Absolute Ruhe hier oben, ich fühle mich wie am Ende der Welt. Oberhalb vom See sind ein paar Hütten, die im Sommer bewohnt sind. Jetzt sind nur wenige Menschen hier oben. Beim Weiterfahren winkt mir ein kleiner Junge zu, sonst treffe ich auf der ganzen Strecke niemand. Über die hohen Berge gibt es keinen fahrbaren Weg nach Albanien rüber. Dahinter liegt direkt das Vermosh Tal. Ich hatte den See schon vor zwei Jahren auf der Karte entdeckt und es war klar, dass ich jetzt hier hin muss.

Westauffahrt vom Rikavacko jezero

Weiter geht es Richtung Westen, ich habe noch einige Kilometer heute zu machen bis Podgorica. Es folgt eine sehr steinige und kurvige Auffahrt mit vielen tollen Ausblicken. Die Landschaft ändert sich wieder und nach einiger Zeit gibt es wieder die ersten Bäume.

Blick auf Podgorica

Einige Kilometer vor Podgorica wird das kleine Sträschen etwas breiter und es bietet sich ein guter Ausblick über die Ebene mit der Stadt und dem Shkodra Lake. Hier ist es schon wieder richtig warm, aber jetzt geht es über eine gut asphaltierte Strasse nochmal ein paar hindert Meter runter bis auf 50 m NN. Ich fahre zu dem mir schon bekannten Hostel in der Altstadt, wo ich das letzte Bett bekomme. Schnell raus aus den Klamotten, es ist wirklich heiß hier. Ohne den Umweg für die Nummernschildsuche waren es 100 km heute, davon aber auch einiges über Asphalt. Abends kann man noch im T-Shirt draußen sitzen und alle scheinen das auch zu tun, in der Stadt ist richtig was los. Am Uhrturm gibt es ein Restaurant (Pod Volat) mit großem Garten, wo ich sehr gut und preiswert esse. Auf der anderen Seite des kleinen Flüsschens Ribnica ist die Neustadt, wo ich in der Kneipenstrasse noch was trinken gehe.

Strecke zum See
Rikavacko jezero
Pause am See
Katun im Wald
Hochplateau

Tag 2

Von Podgorica breche ich früh auf. Für heute habe ich kein Etappenziel, mal sehen, wie es läuft. Bis Danilovgrad ist die Strecke flach, von dort führt ein kleines Sträschen weit in die Berge rauf. Hier möchte ich wirklich nicht mit dem Mountainbike rauf müssen. Nach einigen Kilometern hört der Asphalt auf und es geht durch einen schönen Wald. Ich komme an einem weiteren Katun und an einem Bergsee vorbei. Die Piste wechselt immer zwischen Stein, Schotter und Gras, alles ganz gut fahrbar.
Weiter führt meine Route über ein Hochplateau mit schönen Wiesen. Der Weg geht über sanfte Hügel auf und ab, hier kann man es richtig gut laufen lassen. Enduro und Fahrer fühlen sich sauwohl hier. Aber irgendwann bekomme ich doch etwas Hunger. Der Blick auf den Tacho sagt mir, dass ich mal über Tanken nachdenken sollte. Für den Notfall hab ich noch die 1,5 Liter extra im Gepäck. Der Himmel wird etwas dunkler und ich bekomme ein paar Regentropfen ab. Auf dem Navi sehe ich einen kleinen Ort, das wäre eigentlich ein gutes Etappenziel für heute. 180 km größtenteils offroad sind dann auch genug. Der Ort heisst Savnik und hat sogar ein Hotel. Eine andere Alternative sehe ich auch nicht, auch mein Abendessen gibts dort, übrigens sehr lecker.
Das Doppelzimmer ist okay und am nächsten Morgen gibt es noch ein leckeres Frühstück. Für 22,00 € ist das absolut in Ordnung. Direkt nebenan ist eine kleine Tankstelle, so dass die dritte Etappe nun beginnen kann.

 

Tag 3

Frisch aufgetankt geht es wieder die Strasse hoch, wo ich gestern die Route verlassen habe. Eine interessante Schotterpiste führt oberhalb des sehr tiefen Nevidio Canyons entlang. Dieser kann nur mit Canyoning bezwungen werden. Später sehe ich den Komarnica-Stausee unten im Tal. Ich durchquere das Krnovo Plateau, das ausgedehnteste Grasland Montenegros.

Nach einer weiteren Talquerung mit steinigem Aufstieg gelange ich zum Durmitor Nationalpark. Weiter geht’s auf der Südseite dr Durmitor Rundstrecke durch den Park. Dieser Rundkurs ist mittlerweile komplett asphaltiert und ich treffe hier auf andere Motorradfahrer und Autos. Leider beginnt es hier oben auf knapp 2000 m etwas zu regnen und die Sicht auf die umliegenden Berge ist etwas eingeschränkt.

Aber das hat zugleich auch etwas Magisches, wenn plötzlich ein neuer Felsriese im Nebel auftaucht. Ich lasse mir Zeit, da es zu meinem Etappenziel bis Zabljak nicht mehr so weit ist. Ein etwas erholsamer Tag ist auch mal nicht schlecht. Auf der Ostseite des Parks erreiche ich dann auch schon bald Zabljak, wo ich mir diesmal ein Privatzimmer für 15 € nehme. Den verbleibenden Nachmittag nutze ich für einen Spaziergang in die Umgebung. Mein Abendessen gibt’s heute wieder in der Krcma Nostalgija, einer Holzhütte, wo ich auch vor 2 Jahren schon lecker gegessen habe.

Reise-Info
KOLASIN
Privatunterkunft Lidija Rakocevic www.apartments-rakocevic.me, Tel. +382 67 401 416  
PODGORICA
Hostel Montenegro Tel. + 382 69 039 751, e-mail: montenegrohostel@gmail.com, www.montenegrohostel.com
Restaurant Pod Volat 1 Trg Vojvode Bećira Osmanagića (am Uhrturm), Tel. +382 69 618 633
SAVNIK
Hotel Dokovic Doppelzimmer 22,00 € inkl. Frühstück
ANREISE
Vignette Österreich 10 Tage 9,00 €, Vignette Ungarn 10 Tage 9,00 €, Maut Serbien bis Belgrad ca. 7,00 €, Strecke bis Kolasin 1.675 km
Komarnica Stausee

 

Durmitor Gipfel

Tag 4

Für den letzten Tag meiner Runde gibt es heute noch ein besonderes Highlight: die Fahrt über die Sinjavina Hochebene, umgeben von verschiedenen Höhenzügen. Die Route führt durch weitgehend menschenleeres Gebiet ohne Mobilfunkempfang. Die mondähnliche Landschaft wird durch den bewölkten, aber interessanten Himmel noch stärker betont.

      

Sinjavina Ebene

Mehrere Stunden bin ich hier unterwegs und treffe niemanden. Fast niemanden, denn hinter einer Kuppe kommen mir plötzlich zwei Jungs aus Tschechien auf ihren Quads entgegen. Es sind Vater und Sohn auf einer längeren Reise durch den Balkan. Wir tauschen ein paar Travelstories aus und weiter geht’s. Ich komme an einigen verlassenen Katuns vorbei. Hier und da steht ein verfallenes Haus, immer ein gutes Fotomotiv in dieser monotonen, aber doch so faszinierenden Landschaft. Bloß keine Panne hier, das wird ein weiter Fußmarsch!

 

links oder rechts?

Nach vielen weiteren Steinpisten, Höhenzügen und Schotterabfahrten erreiche ich so eine Art Felsentor. Dahinter ändert sich die Landschaft schlagartig und es geht in Serpentinen in ein langes Tal runter. Es gibt plötzlich wieder große Bäume und einige Zeit später tauchen erste Häuser auf. Die Strecke wird besser und irgendwann erreiche ich kurz vor Kolasin die Hauptstrasse. Kurze Zeit später ist Suzi wieder aufgetankt und ich sitze im Heck meines Kombis und ziehe mich um. Das ist schon etwas irreal. Gerade noch auf dem Mond gewesen und jetzt gibt es wieder Bier, Benzin, Handyempfang und Wifi. Die nächste Nacht ist Gartencamping angesagt, ich schlafe komfortabel im Auto.

 

Tag 5

Es gibt nach der erfolgreichen Vollendung meines Loops noch einen Bonustag. Das Wetter soll noch gut bleiben und ich habe eigentlich auch noch Zeit. Ich beschliesse, eine andere Route von Kolasin aus zu nehmen, die durch den Biogradska Gora Nationalpark führt. Daraus könnte man eine schöne Tour für 2 Tage basteln. Auto und Anhänger dürfen noch im Garten bleiben. Nach dem Frühstück aus meiner Stammbäckerei Pekara Bambi 5 geht es dann auch gleich los. Von Kolasin führt der Weg nach Osten in Richtung Skigebiet Bjelasica. Auch hier wird gebaut. Nur mit etwas Mühe kann ich einen Bagger passieren, der um sich herum riesige Erdhaufen vermischt mit großen Steinen angehäuft hat. Das hätte ich mit der BMW nicht geschafft, soviel ist sicher.

 

wieder oben, Bjelasica

Das Schottersträschen windet sich hinauf in die Berge, vorbei am Katun Vranjak. Hier bin ich wieder in der hochalpinen Zone mit genialen Ausblicken. Ich biege nicht ab zum Biogradska jezero sondern fahre runter zum Sisko jezero, dort war ich vor zwei Jahren auch schon.

 

Sisko jezero

Diesmal geht es weiter Richtung Norden, wieder viele Schotterkurven, Wälder und Grasland. Über Tomasevo geht es in ein Gebiet namens Sokolac. Auf einem Berg mache ich wegen der tollen Aussicht eine Pause und geniesse die Sonne. Die dunklen Wolken sind noch weit weg und werden von mir weitgehend ignoriert. Aber schon bald zieht es weiter zu und ich finde mich unter einem Baum wieder, den heftigen Regen abwartend. Danach hat sich der Schotterweg im Tal in einen Bach mit riesigen Pfützen verwandelt. Aber aufgrund des steinigen Untergrunds fährt es sich hier immer noch ganz gut. Nach Barice gelange ich auf das Kosanica Plateau, von wo es auf der Strasse zur großen Tara Brücke weitergeht. Hier mache ich eine kurze Fotopause und überlege, wie es weitergehen soll. Bis Zabljak wäre es jetzt nur noch Strasse. Ich entscheide mich aufgrund des wechselhaften Wetters für die Rückfahrt entlang der Tara nach Kolasin. Mein Sprit müsste gerade noch soweit reichen.

In Kolasin nehme ich mir für die letzte Nacht dort ein Zimmer in einem anderen Gästehaus. Für 22,00 € bekomme ich ein Top Zimmer inklusive Super Frühstück. Mein Auto kann hier auch im Hof parken, perfekt. Hier treffe ich Christopher und Christian, zwei Biker aus Österreich. Wir gehen am Abend zusammen essen und erkunden noch die Kneipenwelt von Kolasin. In einem Cafe gibt es Livemusik vom Feinsten, also trinken wir noch das ein oder andere Bier hier.

 

Kneipenabend

Am nächsten Tag geht es überLandstrassen durch Serbien zurück. Früh morgens überquere ich die Grenze nach Ungarn an einem kleinen Übergang (ca. 30 Minuten Wartezeit). Nach meinem Frühstück in Szeged fahre ich weiter nach Budapest, wo ich noch 2 Nächte bleibe und ins normale Touristenleben eintauche, bevor es wieder zurück geht. Eine sehr vielseitige Tour mit vielen tollen Erlebnissen!

 

Treppe zur Fischerbastei, Budapest